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Ein typischer Morgen
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Jonas
Balurat
Beiträge: 190
Beim herumstöbern habe ich einen Text ausgegraben, den ich vor zwei Jahren mal angefangen hatte, um mir selbst klarer über das bisherige Leben von Balurat werden zu können. Allzuweit bin ich damals nicht gekommen, aber vielleicht nehme ich den Faden demnächst wieder auf und schreibe etwas weiter. Der Text sollte einen groben Eindruck vom Alltag im Kloster gewähren und gleichzeitig den Charakter von Balurat etwas vertiefen. Bei geselligem Beisammensein wird Balurat sicherlich auch einmal Anektdoten von seiner Jugend machen. Von daher passt es vielleicht ganz gut hierher. Bei alldem wird er allerdings seinen bürgerlichen Namen nicht gebrauchen. Um dem Text aber stilistisch korrekt zu haben, habe ich darin seinen alten Namen verwendet.


Ein typischer Morgen von Arlan (später Balurat)

Gerade wenige Minuten streckte sich die obere Hälfte der Sonnenscheibe über einige Bergkuppeln im Osten, als ein metallener Gong in allen Gängen und Höfen des Klosters erschallte. Die Gemäuer waren alt und in der kalten Herbstzeit feucht. Wie an den meisten Morgen weckte dieser Krach alle Bewohner des, noch bis eben im müden Dunst des Morgennebels liegenden, Baus.
„Sinnlos“, ist der zweite Gedanke von Arlan, als er sich gerade noch einmal umdrehen wollte. Und damit hatte er absolut recht, denn im nächsten Augenblick stieß ein anderer Novize die Tür zu seiner Zelle auf. Mit breitem Grinsen und schon in die Kutte des Ordens gekleidet stand Orlan im Rahmen und zitierte lautstark genau die Stelle des Gelübdes, in der von Tüchtigkeit die Rede ist und Müßiggang aufs schärfste kritisiert wird.
„War es nicht Meister Dagonas der sagte: Ruhe und ruhe lang, auf das du auch Morgen kannst dein Tagewerk verrichten.“, konterte Arlan ohne die Augen aufzuschlagen.
„Jetzt komm schon, wenn du wieder zu spät zur Morgenandacht kommst wird Meister Rakarat dich den ganzen Tag nicht in Ruhe lassen.“
Das war ein Argument, denn Arlan wusste nur zu gut was das bedeutete. Was der Meister von ihm abverlangen würde, ginge beträchtlich über die normale körperliche Ertüchtigung hinaus. Nicht zuletzt verdankte Arlan aber auch gerade durch diese Disziplinarstrafen seine große Belastbarkeit und Stärke.
Es half alles nichts und so quälte er sich schließlich müde und verträumt aus dem Bett. Zuerst streckte er sich, dann bückte er sich nach dem, fein säuberlich zusammengelegten, aber dennoch von all der Arbeit völlig verdreckten, Leinenkutte. Sie war in ein schlichtes graubraun gehalten und völlig schmucklos. Während er sie sich über den Kopf stülpte und in die richtige Lage rückte schlüpfte er beiläufig in seine ledernen Fußwickel. Gerade als auch das Bett ordentlich zu Recht gemacht wurde gongte es ein weiteres Mal. Schnell noch den Gürtel umgeschlungen und dann rannte er durch die Gänge. Erst als Arlan in einer Kurve beinahe das Gleichgewicht verlor bemerkte er, dass die Lederwickel um seine Füße noch nicht gebunden waren. Nun war jedoch keine Zeit mehr dafür, gewandt ließ er sie von den Füßen gleiten und patschte Barfuß weiter in die große Kapelle.
Monotoner Singsang war schon von weitem zu hören. Da die Flügel des Portals noch offenstanden ließ Balurat für einen winzigen Augenblick die Hoffnung zu, dass sein Zuspätkommen dieses Mal unbemerkt bleiben würde, doch der ernste und tadelnde Blick seines Lehrmeisters ließ ihn schneller wieder aus seinem Traum aufwachen als ihm lieb war. Mit einem unsanften Patt auf das Schulterblatt drückte dieser ihn an die hinterste Bank.
Die prachtvolle Einrichtung des Gotteshauses wirkte fremd an dem sonst so schmucklosen und einfachen Ort. Bunte Scheiben verströmten zu helleren Stunden einen güldenen Glanz in den Gemäuern und die langen Banner an den dicken Säulen ließen im Betrachter Zuversicht aufkeimen. Ornamente in den Stein gehauen, bildeten einzelne Szenen aus Legenden ab, stabile Holzbänke boten genügend Platz für alle Klosterbewohner und, vor allem an hohen Festtagen, für viele Besucher des Konvents.
Die einfachen Melodien und Texte kannte Arlan bereits in und auswendig und so fiel es ihm nicht schwer in den Gesang ein zu stimmen. Wie er fand, war es unklug gerade zu den Morgensandachten die ruhigen und dumpfen Choräle zu singen, denn um die Müdigkeit ab zu schütteln waren diese nun wirklich nicht geeignet. Einen Gähn-Laut unterdrückend wanderte sein Blick über die Köpfe der anderen Novizen, zu den Mönchen bis hinüber zu den Paladinen. Obwohl er schon 7 Jahre an diesem Ort lebt, packt ihn doch jedes Mal noch eine ungeheure Ehrfurcht vor diesen Männern. Nicht nur die Geschichten die sich das Landvolk von diesen Rittern des Friedens erzählen imponieren ihm, er hat mit eigenen Augen gesehen mit welchem Mut, Zuversicht und Gottvertrauen sie in den Kampf ziehen. Der vergangene Krieg hat Arlan viele grausame Dinge sehen und erleben lassen, aber seinen unnachgiebigen Drang konnte nichts brechen. Es war seine Bestimmung, sein Ziel Paladin zu werden. Dafür lebte er und nichts und niemand würde ihn davon abhalten können.
Dennoch überkam ihm im selben Augenblick leise Zweifel. War er würdig ein solch gewaltiges Erbe, wie das der Paladine anzutreten? Lange konnte er sich an diesem Gedanken nicht aufhalten, denn nachdem ein Gebet, in das Arlan intuitiv mit eingestimmt hatte, gesprochen wurde, sprach der Priester einen Segen aus und es kam reges Treiben in die Menschen. Jeder ging raschen Schrittes zu den ihn erwartenden Pflichten und nach nur wenigen Minuten standen Arlan, Orlan und Rakarat allein in der Kapelle. Das war typisch für die drei, denn mit einem Gebet begann stets der Unterricht.
24.06.2012 17:24
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